Entscheidungen treffen: Der Blick auf das Ungewisse
In einer Supervision haben wir uns intensiv mit dem Thema Entscheidungen auseinandergesetzt. Dabei wurde deutlich, wie sehr uns der Wunsch nach „guten“ Entscheidungen beschäftigt – und wie schwer es oft ist, diesem Anspruch gerecht zu werden. Die zentrale Erkenntnis, die ich aus dieser Sitzung mitnehme, ist jedoch: Ob eine Entscheidung gut oder schlecht war, lässt sich erst im Nachhinein beurteilen. Im Moment der Entscheidung selbst bewegen wir uns immer in einem Raum der Unsicherheit.
Die Illusion der perfekten Entscheidung
Viele von uns versuchen, Entscheidungen möglichst rational zu treffen. Wir wägen Pro und Contra ab, sammeln Informationen und analysieren mögliche Konsequenzen. Doch selbst wenn wir alle verfügbaren Fakten berücksichtigen, bleibt immer ein Rest von Ungewissheit. Es gibt keine Garantie dafür, dass eine Entscheidung die „richtige“ ist – denn die Bewertung hängt oft von späteren Entwicklungen ab, die wir nicht beeinflussen können.
Diese Erkenntnis kann zunächst verunsichern, birgt aber auch eine befreiende Wahrheit: Perfekte Entscheidungen gibt es nicht. Was zählt, ist der Mut, überhaupt eine Entscheidung zu treffen und Verantwortung dafür zu übernehmen.
Die stille Entscheidung: Der Status quo
Besonders spannend war in unserer Reflexion der Gedanke, dass auch das Nicht-Entscheiden eine Entscheidung ist – nämlich die bewusste oder unbewusste Wahl, den Status quo beizubehalten. Oft erscheint es einfacher, nichts zu verändern, um Risiken zu vermeiden. Doch auch das Verharren in der aktuellen Situation hat Konsequenzen und prägt unsere Zukunft.
Das bedeutet: Wir entscheiden immer – ob aktiv oder passiv. Diese Einsicht kann helfen, bewusster mit Entscheidungen umzugehen und Verantwortung für das eigene Handeln (oder Nicht-Handeln) zu übernehmen.
Ein systemischer Blick auf Entscheidungen
Aus systemischer Perspektive sind Entscheidungen nie isoliert zu betrachten. Jede Wahl wirkt sich auf das gesamte System aus – sei es ein Team, eine Familie oder unser persönliches Umfeld. Gleichzeitig beeinflussen auch äußere Faktoren unsere Entscheidungsfindung. Das macht deutlich: Es gibt selten nur eine „richtige“ Lösung. Vielmehr geht es darum, im jeweiligen Kontext die bestmögliche Wahl zu treffen und flexibel auf Veränderungen zu reagieren.
Fazit: Entscheidungen als Prozess
Die wichtigste Erkenntnis aus dieser Supervision lautet: Eine Entscheidung ist kein Endpunkt, sondern ein Prozess. Ob sie gut oder schlecht war, zeigt sich erst im Verlauf der Zeit – und manchmal sogar erst durch den Umgang mit ihren Konsequenzen. Entscheidend ist nicht Perfektion, sondern die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen und aus jeder Erfahrung zu lernen.
Und vielleicht hilft es auch hier, den Druck herauszunehmen: Selbst wenn wir uns nicht entscheiden, haben wir bereits gewählt – nämlich den Status quo. Das Bewusstsein darüber kann uns ermutigen, mutiger und bewusster mit unseren Entscheidungen umzugehen. Denn letztlich formen sie unser Leben – Schritt für Schritt. Gemeinsam zur Lösung 🙂